In den rechtlichen Hinweisen auf der Webseite der Krypto-Börse Coinbase steht folgender Satz: “Wie jeder Vermögenswert kann der Wert digitaler Währungen steigen oder sinken und beim kaufen, verkaufen, halten oder investieren von digitalen Währungen kann ein substantielles Risiko entstehen, dass du Geld verlierst.“

Genauso steht das auch in den Rechtshinweisen aller anderen seriösen Krypto-Börsen und bei traditionellen Finanzbörsen ebenfalls. Und es stimmt: Wer in Kryptowährungen investiert, geht Risiken ein, genauso wie beim Investieren in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Anleger sollten sich dieser Risiken bewusst sein und stets abwägen, ob sie im Einklang mit der potentiellen Rendite stehen.

“Ein Schiff ist sicher im Hafen, aber Schiffe werden nicht für Häfen gebaut.”
John Augustus Shedd

Kryptowährungen Risiko Nr. 1: eine Technologie im Anfangsstadium

Kryptowährungen sind eine junge Anlageklasse; genauer gesagt, sind sie noch in der Entstehungsphase. Während sich einige wenige Währungen wie Bitcoin oder Ethereum bereits in Mainstream-Portfolios etabliert haben, ist das Gros der Kryptowährungen heute eher mit Penny Stocks vergleichbar: Die Liquidität ist niedrig, das Eigentum auf wenige Hände verteilt und die Geschäftsmodelle der Währungen müssen sich erst noch am Markt beweisen.

Frühe Investitionen in neue Technologien sind immer mit hohen Risiken verbunden. Vor allem bei noch weitgehend unbekannten Kryptowährungen besteht durchaus das Risiko des Totalverlustes. Dementsprechend hoch ist jedoch auch die potenzielle Rendite. Stell dir vor, du hättest vor zehn Jahren 10 Euro in Bitcoin investiert! Du hättest heute ein Vermögen von über 6 Millionen Euro. Genauso hättest du deine 10 Euro aber auch verlieren können. Hier wird oft der Vergleich zu den Anfangsjahren des Internets gezogen, in welchen die Akteure ebenso hohe Risiken eingingen, indem sie Domains registriert und ressourcen- und zeitintensiv Projekte aufgezogen haben, und dabei von dem zukünftigen Erfolg dieses neuen Mediums überzeugt waren.

Bei den etablierten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sieht es heute aber schon etwas anders aus. Hier hat sich ein “harter Kern” überzeugter Langzeit-Anleger gebildet, die den Preis stabilisieren. Natürlich können auch Bitcoin oder Ethereum stark an Wert verlieren, das Risiko des Totalverlustes ist hier jedoch geringer als bei Altcoins mit niedriger Marktkapitalisierung.

Doch selbst bei Bitcoin gibt es kritische Stimmen, die vor dem Totalverlust warnen. Starinvestor Warren Buffett ist hier wohl als prominentestes Beispiel anzuführen, da er der führenden Kryptowährung keinerlei inhärenten Wert zuspricht. Du als Investor musst dir also darüber im Klaren sein, dass es sich bei Kryptowährungen um eine Anlage in eine Technologie im Frühstadium und damit eine Wette auf die Zukunft handelt. Diese Wette kannst du verlieren, auch wenn sie den ein oder anderen Investor zu einem früheren Zeitpunkt reich gemacht hat.

Kryptowährungen Risiko Nr. 2: Preisschwankungen

Wenn du an die Zukunft der Technologie glaubst, ist der Einstiegspreis für dich weniger relevant, denn dann zählt die langfristige Perspektive. Für Trader stellen die hohen Preisschwankungen vieler Kryptowährungen allerdings eine Gefahr dar. Bei Bitcoin sind Preisveränderungen von über 10 Prozent an einem einzigen Handelstag nicht außergewöhnlich. Wer zum falschen Zeitpunkt ein- oder aussteigt, kann viel Geld verlieren. Die Kehrseite der Medaille ist die Chance auf hohe Gewinne. Die Börse ist ein Nullsummenspiel: Wo der eine verliert, gewinnt ein anderer.

“Kaufe niedrig, verkaufe hoch. Angst? Das ist das Problem der anderen.”
Louis Winthorpe III. in Trading Places

Kryptowährungen Risiko Nr. 3: The Greater Fool

Wann ist Bitcoin unter- oder überbewertet? Warum war Bitcoin am 11. April 2021 59.665 USD wert und nicht 11.164 USD wie am 11.Oktober 2020? Der Bitcoin-Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage. Hinter Bitcoin steht kein Unternehmen, das Gewinne erzielt und dessen Ertragssituation man analysieren könnte. Es gibt kein Kurs-Gewinn-Verhältnis und keinen Buchwert. In dieser Hinsicht ist Bitcoin am ehesten mit Gold vergleichbar. Es gilt die “Greater Fool” Theorie: Der Preis vieler Kryptowährungen hängt maßgeblich davon ab, ob ein anderer Anleger dazu bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen.

Das gilt allerdings nicht für alle Kryptowährungen. Hinter vielen Coins stehen Unternehmen und die Wertentwicklung ihrer Token ist an die Wertentwicklung des Unternehmens geknüpft. Dann gibt es Stablecoins, die an ein zugrundeliegendes Asset gebunden sind, zum Beispiel an eine Fiatwährung oder Gold. Die Preisbildung und Bewertung hängt also immer auch von der jeweiligen Tokenomics, also dem Geschäftsmodell und der damit verbundenen tatsächlichen Anwendbarkeit des Coins ab. Damit musst du dich als Anleger im Detail beschäftigen, bevor du investierst. Du solltest die jeweiligen Whitepaper lesen und genau verstehen, welche wirtschaftliche Funktion der jeweilige Token eigentlich erfüllt und wie der Preis zustande kommt.

“Investiere nicht in Dinge, die du nicht verstehst oder mit denen du dich nicht auskennst.”
Warren Buffett

Kryptowährungen Risiko Nr. 4: Preismanipulationen

Eine weitere Gefahr hinsichtlich der Preisbildung sind Marktmanipulationen. Selbst bei der führenden Kryptowährung Bitcoin ist ein großer Teil des Vermögens in den Händen weniger Anleger konzentriert, den sogenannten “Bitcoin-Walen.“ Bei kleineren Kryptowährungen ist die Kapitalisierung meist noch viel konzentrierter. Dieser Fakt, kombiniert mit mangelnder Marktaufsicht, erhöht die Gefahr von Preismanipulationen immens.

Eigentümerstruktur Bitcoin Eigentümerstruktur Bitcoin. Quelle: Flipside Crypto, Bloomberg

Wenn ein Bitcoin-Wal zum Beispiel eine größere Verkaufsorder platziert, um Preise zu drücken und dann günstig nachzukaufen, dann kann dieser Vorgang eine Abwärtsspirale auslösen. Als Kleinanleger hast du dann meistens das Nachsehen, da du im Gegensatz zu institutionellen Investoren nicht den ganzen Tag das Marktgeschehen beobachtest. Du verkaufst meist zu spät, bzw. kaufst zu früh. Natürlich kannst du auch mal richtig liegen (bzw. Glück haben), aber die Wahrscheinlichkeit, dass du als Privatanleger gegen besser informierte professionelle Anleger langfristig gewinnst, ist eher gering. Dadurch wird Krypto-Trading zu einer riskanten Angelegenheit. Bei Aktien besteht dieses Risiko ebenfalls, denn auch hier gibt es regelmäßig Marktmanipulationen – siehe die Gamestop Saga Anfang 2021, bei welcher sich private Anleger über das Forum Reddit abgesprochen hatten, um den Preis von Aktien gezielt zu beeinflussen. Auch große HedgeFonds manipulieren - zum Teil unrechtmäßig - den Aktienmarkt. Trotzdem ist diese Gefahr im Krypto-Markt aufgrund unausgereifter Marktstrukturen deutlich höher.

Kryptowährungen Risiko Nr. 5: mangelnde Rechtssicherheit

Regulierungen für Kryptowährungen sind noch nicht ausgereift, wodurch ein regulatorisches Risiko für Anleger entsteht. Sollten sich Regulierungen in Zukunft verschärfen, dann könnte das zum Nachteil der Anleger sein. Manche Kryptowährungen könnten sogar verboten werden. Selbst ein Bitcoin-Verbot wird in Europa und den USA immer wieder thematisiert, wenngleich es rechtlich schwierig und technisch unmöglich umzusetzen wäre. Vor allem der hohe Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks wird von Kimaschützern häufig kritisiert. Sollte es zu einem Bitcoin-Verbot kommen, werden vor allem institutionelle Anleger aus dem Markt austreten. Andererseits könnte sich das positiv für andere Kryptowährungen auswirken.

Hedge Fund Manager Ray Dalio hält ein Bitcoin Verbot für warscheinlich.

Die Bandbreite der regulatorischen Diskussion zeigt, wie umstritten Kryptowährungen sind. Der Grundgedanke der Dezentralisierung stellt für viele zentralisierte Institutionen eine existenzielle Gefahr dar. Gegen diese schöpferische Zerstörungskraft formiert sich ein Widerstand der Mächtigen, die auch in Regierungskreisen Einfluss haben. Es wird daher auch in Zukunft immer wieder Versuche geben, Kryptowährungen zu regulatorisch zu diskreditieren, zum Beispiel auch bei Steuerfragen. Ob diese Angriffe auf einer der vielversprechendsten Innovationen der Neuzeit Erfolg haben, wird sich zeigen.

Kryptowährungen Risiko Nr. 6: IT-Sicherheit

Auch Cyber-Angriffe sind eine Gefahr, mit der sich Anleger unbedingt auseinandersetzen müssen. Dabei gibt es hauptsächlich zwei Risikofaktoren:

Krypto-Verwahrung: Kryptowährungen kann man nicht in einem Depot bei der Hausbank verwahren, zumindest nicht bei den meisten Banken. Stattdessen braucht man ein sogenanntes Wallet: Es gibt Hot Wallets und Cold Wallets. Letztere gelten in puncto Sicherheit als überlegen, da sie nicht mit dem Internet oder der üblichen Hardware verbunden und somit weniger anfällig für Cyber-Angriffe sind. Du kannst dein Risiko also reduzieren, indem du Cold Wallets verwendest und deine eigenen IT-Sicherungssysteme auf dem neuesten Stand hältst.

Krypto-Börsen: Du kannst deine Coins auch bei der Börse verwahren, dabei gehst du aber ein Sicherheitsrisiko ein. Die meisten Krypto-Börsen wurden schon mindestens einmal gehackt. Zwar ist die Börsen-Infrastruktur in den letzten Jahren deutlich besser geworden, trotzdem gibt es noch immer Sicherheitslücken. Dein Börsen-Risiko kannst du reduzieren, indem du deine Kryptowährungen nicht direkt bei der Börse verwahrst, sondern in deinem eigenen Cold Wallet. Außerdem solltest du dir in unserem Börsen-Vergleich den CryptoStudio-Check der einzelnen Börsen anschauen. Hier analysieren und vergleichen wir auch die Sicherheit der Börsen.

Jesse Powell, CEO der Krypto-Börse Kraken, warnt davor, Kryptowährungen bei einer Börse zu verwahren

Kryptowährungen Risiko Nr. 7: Betrug

Meistens versagt nicht die Technik, sondern der Mensch. In der Krypto-Industrie gab es in der Vergangenheit bereits häufiger Betrugsvorfälle, vor allem bei Initial Coin Offerings (ICOs). Um dich vor Betrugsversuchen zu schützen, solltest du dich vor einem Investment im Detail mit dem Coin und der Tokenomics auseinandersetzen. Steht hinter dem Coin ein Unternehmen, solltest du einen Background-Check durchführen. Lies dir das Whitepaper durch und finde heraus, wer das Unternehmen leitet. Mangelnde Transparenz vonseiten des Anbieters ist fast immer ein schlechtes Zeichen.

Auch die typischen Scams die du aus dem tradtionellen Banking vielleicht schon kennst, sind bei Kryptowährungen beliebt. Dazu gehören zum Beispiel Phishing-Emails, die dich dazu verleiten sollen, auf einen Link zu klicken oder Daten preiszugeben. Auch Fake Profile auf Sozialen Medien oder sogar gefälschte Webseiten versuchen dich dazu zu bringen, deine Private Keys oder Login-Daten zu übermitteln. Ganauso wie mit deinem Bankkonto musst du auch mit deinen Krypto-Konten besonders im Internet vorsichtig sein. Gebe niemals deine Private Keys oder sonstige Zugangsdaten heraus, klicke nicht auf dubiose Links und antworte nicht auf Emails, die dir verdächtig erscheinen.

Crypto Lending Plattform Celsius Network warnt vor Phishing Emails